Kunsthistoriker Udo Glasmacher M.A. 

Rede zur Versnissage - Ausstellung Cecily Park Sommergäste vom 26.04. zum 04.07.2007 

 

Nach wir zuletzt zwei Photographie-Ausstellungen in den Treffpunkt-Räumen hatten, freue ich mich, dass wir heute mit Cecily Park eine Malerin präsentieren können. Mit ihren großformatigen Arbeiten wird unser Ausstellungsraum nun um einige "Sommergäste" bereichert.

 

Cecily Park ist in Daegu, Korea, geboren und studierte dort Kunst und Philosophie. Ähnlich wie unser zuletzt ausgestellter Künstler, war auch sie für einige Jahre als Geschäftsleitung tätig. Während Rolf Lilie die Buchhandlung der Kaiserswerther Diakonie leitete, führte Frau Park ein Künstlerbedarfsgeschäft in Daegu. In Deutschland studierte sie dann in Köln Kunstgeschichte und ist seit 2005 als freischaffende Künstlerin tätig.

 

Ihre nahezu photorealistischer Ansatz ließ viele Leute, die unsere Einladungskarte gesehen haben verblüfft zurück:  "Was, das ist gemalt?". "Oh, noch eine Photoausstellung". Allerdings dachte auch so mancher es wäre Werbung für unseren Friseursalon, da ja nun mal so viele Haare und ein schöner Schnitt zu sehen seien. Abgesehen von der letzten Reaktion, sagen die ersteren doch genug über die stupende Technik und die malerischen Fähigkeiten von Frau Park aus. Natürlich fallen sofort ihre vielen Hinterkopfansichten, die das Werk dominieren, auf. Jedoch variiert Frau Park diesen seriellen Ansatz mit jedem Motiv. Nie wiederholt sie sich, kein Kopf gleicht kein dem anderen. Wir sehen an diesem Beispiel ein nach links schauendes verlorenes Profil einer jungen Frau mit hochgestecktem Haar, wir sahen im Eingansmotiv einen nach rechts gewandten Frauenkopf mit schickem Kurzhaarschnitt, wir sehen Pferdeschwänze und Knoten, um nur einige Beispiele zu nennen. Aber, fast immer, von hinten.

 

Die "Rückenfigur" ist in der Kunstgeschichte schon von Giotto verwendet worden. Aber die Romantik war, z.B. Morgenröte von Caspar David Friedrich, es dann, in der die Rückenfigur das bildbestimmende Element werden konnte. Besonders Caspar David Friedrich malte in seinen Bildern Menschen alleine vor Sonnenuntergängen, erhabenen Bergmassiven, wie es im Bild Wanderer zu sehen ist, oder an Küsten in nächtlicher Stimmung. Indem wir als Betrachter die gleiche Blickrichtung einnehmen, findet eine unbewusste Identifikation mit den Dargestellten statt, so dass die melancholische Bildstimmung verstärkt wird. 

 

Aber Cecily Park verengt den Ausschnitt und zoomte sich ganz an die  Hinterköpfe, denen wir plötzlich sehr nah sind. Die nahezu bildfüllenden Köpfe sind in einem nicht definierten Raum gemalt, der Hintergrund bleibt unbestimmt. Durch das Weglassen der Hintergründe verstärkt sich der Fokus auf die Dargestellten. Wir wissen nicht, was die Dargestellten gerade sehen, was sie gefangen nimmt oder bewegt innezuhalten. Frau Park hält einen kurzen und flüchtigen Moment im Leben der Portraitierten fest und überhöht diesen profanen Moment durch die Bildmaße ins Monumentale belässt sie aber gleichzeitig in ihre Anonymität. Cecily Park kennt die Portraitierten nicht und würde sie auch nicht wieder erkennen, denn die Vorlagen zu den Gemälden sind Schnappschüsse, die sie zum Beispiel am Rheinufer von Passanten machten, die weder wussten, das sie photographiert wurden noch dass sie dann sogar in Öl gemalt werden. Sie selber empfindet ihre Bilder zum großen Teil als melancholisch, wie das Mädchen mit dem Pferdeschwanz am deutlichsten zu sehen. Die Menschen sind immer alleine dargestellt, es findet keine Kommunikation statt und es gibt für das Bildpersonal kein Gegenüber. Auch in der Modernen Kunst finden sich Rückenansichten so, zum Beispiel bei Alex Katz, der wie Cecily große Formate bevorzugt und sehr flächige Hintergründe malt. In dem hier gezeigten Beispiel (Alex, Katz) sehen wir auch einen ins Zentrum gerückten Hinterkopf. Jedoch hat die Frau mit den schwarzen Haaren, anders als Cecilys Portraits, ein deutliches Gegenüber mit dem sie sich unterhält. Aber zurück zu  dem "Mädchen mit dem Pferdeschwanz". .Sie hält an einem heißen Sommertag inne, ihre rechte Schulter ist leicht hochgezogen, ihr Kopf ist leicht geneigt, ihren linken Arm wird sie in die Hüfte gestützt haben, als betrachte sie für einen kurzen Moment etwas, das sich uns nicht erschließt. Ein leichter Wind weht durch ihr Haar, das von der strahlenden Sonne für diesen Moment zum Leuchten gebracht wird.

 

Auch die anderen schon gezeigten und viele Bilder, die wir hier aus Platzgründen nicht zeigen können, haben ihren Ursprung in Schnapschüssen, die im Sommer aufgenommen wurden, es dominieren helle Pastelltöne in Blau und Violett, nur manchmal akzentuiert durch ein kräftiges Blau und Rot.

 

An der gleichen Wand (Abb. Graue Haare)finden Sie dann auch den Hinterkopf einer offensichtlich älteren Dame. Die Haare sind grau und zu einem Knoten zusammengesteckt. Mit diesem Bild schlagen wir dann den Bogen zu den Bildern, die sich deutlich von den monumentalen Großformaten unterscheiden.

 

Nach Betrachten aller Bilder der Ausstellung (Abb. Sonnenbrillenprofil) bleibt jedoch die Gewissheit einem ungewöhnlichen Konzept begegnet zu sein, der Eindruck farbenfroher, lichter und warmer Momente...und die Frage, warum Frau Park nur weibliche Hinterköpfe malt. Sie hat es mir bisher auch noch nicht sagen können. Wahrscheinlich haben wir Männer die langweiligeren Frisuren... Jedenfalls, Herzlichen Dank, Frau Park, dass Sie mit ihren wunderbaren Bildern bis in den Sommer hinein zu Gast im Stammhaus sind.

 

Udo Glasmacher M.A.